Gute gesunde Schule

Kinder klettern stehen auf Seil im Seilgarten

Was macht eine gute gesunde Schule aus? Warum wir Wert auf Gesundheit legen

„Gesundheit wird von Menschen in ihrer alltäglichen Umwelt geschaffen und gelebt – dort, wo sie spielen, lernen, arbeiten und lieben.“

(Ottawa Charta der WHO, 1986)

Die Anforderungen und Erwartungen, die sich an Schulen stellen, sind in den letzten Jahren auch unter dem Aspekt der Gesundheitsförderung deutlich vielseitiger und komplexer geworden. Bei der Gesundheitserziehung geht es schon lange nicht mehr um die reine Vermittlung von Gesundheitskompetenzen. Eine zeitgemäße Gesundheitsförderung nimmt den Menschen in seiner Gesamtheit in den Blick und gestaltet Schule als Lern- und Lebensraum mit dem Wissen, dass ein deutlicher Zusammenhang zwischen Lebensbedingungen, Gesundheit und Bildungserfolg besteht. Wer gesund ist und sich in seinem Lern- und Arbeitsumfeld wohlfühlt, kann einen besseren Beitrag zur Bildungsqualität leisten. Gesundheit stellt damit eine zentrale Ressource für die Erreichung des Bildungs- und Erziehungsauftrags von Schulen dar (Dadaczynski, 2012).

Eine gute gesunde Schule ist sich der Bedeutung von Gesundheit und gesundheitsförderlichen Lern- und Arbeitsbedingungen bewusst und richtet danach ihre Schulentwicklungsarbeit aus. Gesundheitsförderung und Prävention sind damit als integrale Bestandteile von Schulentwicklung zu verstehen. „Sie stellen keine Zusatzaufgaben der Schulen dar, sondern gehören als Querschnittsaufgabe zum Kern eines jeden Schulentwicklungsprozesses“ (Empfehlung zur Gesundheitsförderung und Prävention in der Schule – Beschluss der KMK vom 15.11.2012).

Schule und Gesundheit: Die drei Qualitätsdimensionen guter Schulen

Die drei Qualitätsdimensionen guter Schulen sind…

  • gute Leistungen und Ergebnisse,
  • Gesundheit und Wohlbefinden,
  • gute Prozesse in Lernen, Unterricht und Schule.

Die „gute gesunde Schule“ nutzt die Erkenntnisse der Gesundheitsforschung zur Optimierung ihres Bildungs- und Erziehungsauftrags unter anderem durch…

  • gemeinsame Vorstellungen von Schule, Lernen und Unterricht (Leitbild),
  • ein gesundheitsförderliches Lern- und Arbeitsklima,
  • Beteiligung und Partizipation,
  • Evaluation und Feedback,
  • ein integriertes Gesundheit- und Qualitätsmanagement,
  • gesundheitsförderliches Führungs- und Steuerungshandeln.

Eine gute Schule ist somit auch eine gesunde Schule, da sie sich der Wechselwirkung von Bildung und Gesundheit bewusst ist und daran ihre Schul- und Unterrichtsentwicklung orientiert.

Die drei Qualitätsdimensionen guter gesunder Schule

Gute gesunde Schule - Qualitätsdimensionen

Landesprogramm „Bildung und Gesundheit“

Im Rahmen der mehrfachen Bewerbung um den Schulentwicklungspreis Gute gesunde Schule der Unfallkasse NRW ist die Gesundheitsförderung im Jahre 2012 als neuer Bestandteil des Schulprogramms definiert worden. Um das schulische Gesundheitsmanagement systematisch auf den Weg zu bringen und um dabei auch externe Expertise zu nutzen, hat die Schulkonferenz im Herbst 2013 beschlossen, am Landesprogramm Bildung und Gesundheit teilzunehmen.

Dieses Programm verfolgt die folgenden Ziele:

  • Verbesserung der Bildungsqualität in den Schulen,
  • Verbesserung der gesundheitsrelevanten Rahmenbedingungen für alle Personen in den Schulen (Verhältnisprävention),
  • Förderung der Gesundheitseinstellungen, des Gesundheitsbewusstseins, des Gesundheitsverhaltens sowie des Gesundheitserlebens der Personen (Verhaltensprävention).

Gesundheitsförderung in der Praxis

Bereits über Jahre hinweg haben wir am GSG Schulprogramm-Bausteine mit dem Ziel der Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden entwickelt und umgesetzt. Die Auszeichnung des GSG mit dem Schulentwicklungspreis „Gute gesunde Schule“ in den Jahren 2011 und 2013 ist ein Zeichen dafür, dass wir auf dem Weg zu einer guten gesunden Schule mittlerweile schon ein gutes Stück vorangekommen sind. Die Gesundheitsförderung am GSG orientiert sich am Qualitätstableau einer guten und gesunden Schule (Norbert Posse und Gerold Brägger), in dem die Mehrdimensionalität einer nachhaltigen Gesundheitsförderung dargestellt wird:

Qualitätsdimensionen einer guten gesunden Schule im IQES Qualitätstableau

IQES-Qualitaetstableau

IQES Qualitätstableau

In Anlehnung an das Qualitätstableau gute und gesunde Schule sind im Folgenden ausgewählte Schulprogramm-Bausteine mit dem Ziel der Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden dargestellt:

Dimension 1: Schule als Lebens- und Erfahrungsraum – Lernräume, Tagesstrukturen, Arbeitsbedingungen, Kooperation mit externen Partnern

  • Lerninseln auch außerhalb der Klassenräume, die für differenziertes Lernen genutzt werden können
  • die Rhythmisierung des Ganztages mit Doppelstunden, freien Lernzeiten und Mittagspausen
  • die gongfreie Schule als Rahmen für eine am Lernprozess orientierte Strukturierung des Unterrichts
  • die Förderung der Bewegung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, z. B. durch den Pausensport, die Ausleihe von Spiel- und Sportgeräten sowie den Lehrer:innensport (bewegungsfreudige Schule)
  • der sukzessive Austausch des Mobiliars zugunsten ergonomisch vorteilhafter Sitzmöbel
  • Sicherheit und Unfallschutz
  • Schulsanitätsdienst: Ausbildungsangebote zu Ersthelfern
  • Externe Kooperationen: Landesprogramm Bildung und Gesundheit, Regionale Schulberatung Rhein-Erft, Allgemeiner Sozialer Dienst der Stadt Pulheim.

Dimension 2: Unterricht – Unterrichtsgestaltung, Klassenführung, Lernbegleitung, Gesundheitsförderung

  • Gefährdungsbeurteilungen werden jährlich erhoben und Maßnahmen zur Prävention daraus abgeleitet
  • Das Bewegungs- und Sportkonzept ist ein Bestandteil des schulinternen Curriculums
  • Schulentwicklungstage zur Unterrichtsentwicklung mit den Schwerpunktthemen individuelles, selbstgesteuertes und kooperatives Lernen (s. auch: Konzept zur Förderung des selbstständigen Lernens)
  • Konzept zur Leistungsbewertung
  • Einrichtung von Teamzeiten für Klassenteams und multiprofessionelle Teams (Klassenrat als verbindlicher Bestandteil demokratischer Klassenleitung
  • Unterrichtsrituale / Energizer zu sozialer Beziehungsarbeit und Bewegung
  • Individuelle Lernzeiten (s. auch: Konzept zur Individuellen Förderung)
  • Suchtprävention
  • Leitfaden Kindeswohl
  • Prävention von sexueller Belästigung und sexuellem Missbrauch.
  • Gesundheitsbezogene Wahlangebote zu Ernährung, Bewegung, Entspannung

Dimension 3: Bildungs- und Lernprozesse – selbstreguliertes gesundes Lernen, kooperatives Lernen, Lernen mit allen Sinnen, Bedürfnisorientierung, individuelle Betreuung

  • LEA: Fahrplan der Lern- und Arbeitstechniken, verbindlich eingeführt in den Klassen 5 und 6
  • Projektkurswahlbereich in der Sek. II
  • Projekte zu zivilgesellschaftlichem Engagement: Profilkurse der Stufen 7 bis 9 (GSG One World, Amnesty International, SOR – Schule ohne Rassismus)
  • ‚von hier aus‘ – Preis für zivilgesellschaftliches Engagement
  • Lernberatung und Schülercoaching
  • das Angebot der psycho-sozialen Beratung für Schülerinnen und Schüler, Eltern sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (s. auch: Beratungskonzept)

Dimension 4: Schulkultur und Schulklima – Schulgemeinschaft, Feedbackkultur, Kooperation und Teamarbeit, Partizipation der Eltern und Schüler_innen, gesundheitsförderndes Schulklima

  • Das humanistische Menschenbild des GSG ist die Grundlage eines respektvollen und wertschätzenden Umgangs miteinander
  • Lions Quest, Streitschlichtung / Mediation
  • Konzept Feedback und Evaluation: Leistungen würdigen – Entwicklungs- und Förderbedarf identifizieren – die Kultur des Miteinanders pflegen
  • Beteiligungsteams: Schüler:innen engagieren sich in Projekten zur gesundheitsförderlichen Schulentwicklung aus Schülerperspektive
  • Elternbeteiligung im Team des Pädagogischen Trainingsraums, im Förderverein und in offenen Gruppen
  • das Angebot der psycho-sozialen Beratung für Schüler:innen, Eltern sowie Mitarbeiter:innen (s. auch: Beratungskonzept)
  • Die Vorgehensweise bei Konflikten ist im Beschwerdemanagement geregelt

Dimension 5: Schulführung – Pädagogische Leadership, Aufgabenverteilung, Entscheidungsprozesse, Schulorganisation, Gesundheitsförderung als Führungsaufgabe

  • Die Zuständigkeiten in der Schulgemeinschaft sind klar geregelt und in einer Aufgabenverteilung schriftlich festgehalten (s. auch: Ansprechpartner).
  • SV meets Schulleitung: regelmäßiger Dialog zwischen SV und Schulleitung
  • Die Kommunikation mit der Elternschaft wird u. a. gefördert durch den regelmäßigen offenen Abend der Elternpflegschaft sowie durch den Jour fixe des Pflegschaftsvorstandes mit der Schulleitung
  • Einbeziehung des Kollegiums in Entscheidungsprozesse der erweiterten Schulleitung: Mitsprache und Mitwirkungsmöglichkeiten von Lehrkräften und Mitarbeiter:innen durch einen freien Stuhl
  • Regelmäßige Teilnahme der Lehrerratsvorsitzenden
  • Organisationsstrukturen als Grundlage für nachhaltiges Gesundheitsmanagement

Dimension 6: Personalentwicklung – zielgerichtete Personalentwicklung, Weiterentwicklung von Kompetenzen, Ressourcenmanagement, soziale Unterstützung, betriebliche Gesundheitsförderung

  • Arbeitszeitvereinbarung für den Ganztag sowie Teilzeitvereinbarung, um die Vereinbarkeit von Beruf und Privat- bzw. Familienleben zu fördern und verbindlich zu gestalten.
  • Schulinterne Lehrerfortbildungen im Hinblick auf Salutogenese: Lehrergesundheitsangebote
  • Pädagogische Tage zur weiteren Professionalisierung.
  • Verbindliche Aufgabenverteilung, in der die individuellen Interessen, Kompetenzen und Ressourcen der Lehrkräfte berücksichtigt werden
  • Es besteht ein belastungsgerechtes Vertretungskonzept.
  • U3-Betreuung für die Kinder von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (GSG Knirpse)

Dimension 7: Qualitätsmanagement – Qualitätsziele, Steuerung der Prozesse, Individualfeedback, Schulentwicklung und Evaluation, Qualitätsmanagement der Gesundheitsförderung und Prävention

  • Der pädagogischen Arbeit am GSG liegt ein humanistisches Menschenbild zugrunde, durch das die Ziele und Qualitätsansprüche der Schulgemeinschaft geprägt sind.
  • Im Konzept für Feedback und Evaluation sind verbindliche Absprachen zu regelmäßig stattfindenden Evaluationen festgeschrieben. So verpflichten sich die Mitglieder der Schulleitung sowie alle Lehrkräfte dazu, regelmäßig Feedback bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bzw. bei den Schülerinnen und Schülern einzuholen

Dimension 8: Wirkungen und Ergebnisse der Schule – Bildungs- und Erziehungsauftrag, Kompetenzen, Schul- und Laufbahnerfolg, Zufriedenheit der Mitglieder der Schulgemeinschaft, Gesundheit und Wohlbefinden

  • Konzept zur Förderung des selbstständigen und eigenverantwortlichen Lernens durch Individuelle Förderung, individuelle Lernzeiten, Pulheimer Ressourcenmodell
  • Begabtenförderung
  • Berufsorientierung und Berufsvorbereitung durch Potenzialcheck, Betriebspraktikum, Studien- und Berufsberatung
  • Regelmäßige Durchführung von Evaluation (s. auch: Konzept für Feedback und Evaluation)