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Zivilcourage aktiv fördern – Zeichen setzen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit

„Wir bitten Sie, dieses Blatt mit möglichst vielen Durchschlägen abzuschreiben und weiterzuverteilen.“ Dieser Satz auf einem der Flugblätter der Weißen Rose ist für das Geschwister-Scholl-Gymnasium seit Beginn der Gründung im Jahre 1969 Vermächtnis und Auftrag gleichermaßen. So besteht dann auch das Leitbild der Schule aus den drei Begriffen „Fundierte Bildung, Soziale Kompetenz und Zivilcourage“.

Auf vielfältige Weise sind das Kollegium, die Schüler- und Elternschaft sowie die Schulleitung darum bemüht, im schulischen Alltag und darüber hinaus Zivilcourage sowie soziales und gesellschaftliches Engagement zu fördern und klare Zeichen gegen Rassismus, Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit zu setzen.



Beispiele hierfür gibt es viele. So lädt die Schule seit vielen Jahren regelmäßig Zeitzeugen ein, die über ihre Erfahrungen mit der NS-Diktatur, aber auch mit anderen Formen von Totalitarismus und Unterdrückung berichten. Die Besuche dieser Personen ermöglichen Kindern und Jugendlichen die authentische und direkte Begegnung mit Menschen, die auf ganz unterschiedliche Weise mutig und mit Courage extremen Belastungen durch Verfolgung und Unterdrückung standgehalten haben. Einige Beispiele aus den vergangenen Jahren:



Aktiv „eingemischt“ haben sich viele Schülerinnen und Schüler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums bei den Aktionstagen „Hinschauen – Courage zeigen“ im Sommer 2007. Anlass für dieses Projekt waren die Aktivitäten einer rechtextremen Gruppe in und um Pulheim mit dem Namen „Autonome Nationalisten“. Immer wieder gab es Schmierereien und Aufkleber mit rechtsextremen und nationalsozialistischen Parolen, teilweise wurden Jugendliche massiv bedroht und eingeschüchtert. Mit Kunstaktionen, Konzerten, Workshops und einer Podiumsdiskussion mit Experten und Betroffenen gelang es den Schülerinnen und Schülern des Geschwister-Scholl-Gymnasiums, die Politik und die Öffentlichkeit auf dieses Problem aufmerksam zu machen. Besonders öffentlichkeitswirksam war die künstlerische Gestaltung mehrerer großer Werbetafeln im gesamten Pulheimer Stadtgebiet, mit der Schülerinnen und Schüler für Zivilcourage warben. Fotos der Kunstaktion sowie die Presseberichte über die Aktionstage 2007 sind auf der Homepage des Geschwister-Scholl-Gymnasiums dokumentiert. Die Aktionstage „Hinschauen, Courage zeigen“ zeigten ihre Wirkung: Mittlerweile gibt es zahlreiche Ermittlungen und Strafverfahren gegen Personen aus dem rechtsextremen Milieu, außerdem hat sich mit dem „Netzwerk Buntes Pulheim“ eine kommunale Initiative gegründet, in der sich Schulen, Vereine, Kirchen und Parteien gemeinsam für ein solidarisches Miteinander und gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit engagieren (http://www.netzwerkpulheim.de/).

Ein eindringliches Signal gegen Rechtsextremismus konnte am 8. Mai 2008 durch eine gemeinsame Veranstaltung von Netzwerk Buntes Pulheim und Geschwister-Scholl-Gymnasium gesetzt werden. Während etwa 40 Neonazis im Pulheimer Stadtzentrum eine so genannte Mahnwache abhielten, verfolgten fast 400 Zuhörerinnen und Zuhörer einen Vortrag über die Autonomen Nationalisten und über weitere aktuelle Tendenzen im rechtsexremen Milieu. Hans-Peter Killguss, der Leiter des Informations- und Bildungszentrums des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln erläuterte anschaulich und präzise die Ideologie, die Symbole und das Verhalten der Autonomen Nationalisten, die seit fast zwei Jahren auch in Pulheim aktiv sind. Killguss appellierte an die Bürgerinnen und Bürger, das Auftreten der Neonazis nicht unwidersprochen hinzunehmen. Eine Stunde vor Beginn des Vortrags war im Beisein von Bürgermeister Dr. Karl August Morisse und Vertreter/innen aller demokratischen Parteien Pulheims eine Ausstellung eröffnet worden, die die gesellschaftlichen Wurzeln des Rechtsextremismus verdeutlicht. Reaktionen in der Presse über die Veranstaltung vom 8. Mai 2008 finden Sie hier.



Am 20. Juni 2008 ist das Geschwister-Scholl-Gymnasium mit dem Titel "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" ausgezeichnet worden. Damit ist die Schule Mitglied in einem europaweiten Netzwerk, dem allein über 450 Schulen in Deutschland angehören. Die Initiative und die Bewerbung für das so genannte SOR-Siegel gingen von der SV aus. Die Schülerschaft wollte damit ein klares Zeichen für ein zivilgesellschaftliches Miteinander und gegen rechtsextreme Tendenzen in Politik, Schule und Öffentlichkeit setzen. Über 90% aller Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben dies mit ihrer Unterschrift unterstrichen. Mit der Verleihung des Titels "SOR-Schule" übernimmt das Geschwister-Scholl-Gymnasium die Verpflichtung, auch in Zukunft im Unterricht und durch besondere Veranstaltungen immer wieder das Thema Zivilcourage in den Blick zu nehmen. Gleichzeitig wird mit dem SOR-Siegel die langjährige Arbeit der Schule auf diesem Gebiet gewürdigt.

Eine Pressemitteilung zur Verleihung des SOR-Siegels können Sie sich hier ansehen.

Eine Übersicht zu den SOR-Aktivitäten am GSG seit 2008 steht als pdf-Download zur Verfügung. Bitte folgen Sie diesem Link.

Ein wichtiges Vorhaben zum Thema Zivilcourage ist der Preis von hier aus. Hiermit würdigt die Schule das Engagement von Einzelpersonen sowie von Gruppen und Teams, die sich in besonderer Weise um Zivilcourage und um ein soziales Miteinander bemühen. Dabei geht es nicht immer nur um die auffälligen und öffentlichkeitswirksamen Aktionen, sondern auch um Querdenken, Zivilcourage und gewaltfreie Veränderung im Alltag: Streit schlichten, ungewöhnliche Ideen mutig umsetzen, den Dialog zwischen den Generationen, Religionen, Geschlechtern fördern, Teamarbeit konstruktiv gestalten – das sind nur einige Beispiele für vorbildliches Verhalten, das durch den Preis gewürdigt werden soll. Der Preis wird mit 500,-€ dotiert sein und jährlich von einer Kommission aus Schülern, Eltern und Lehrern vergeben werden.

Am 27. September 2009 ist der Geschwister-Scholl-Preis zum ersten Mal feierlich verliehen werden. Die Schule hatte hierfür Frau Anneliese Knoop-Graf gewinnen können, die als Mitglied der Stiftung Weiße Rose das Geschwister-Scholl-Gymnasium besuchen und den Preis überreichen sollte. Leider konnte dieses Vorhaben nicht mehr in die Tat umgesetzt werden: Nur wenige Tage vor der Preisverleihung verstarb Frau Dr. Knoop-Graf nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 88 Jahren. Einen Nachruf zum Tode von Anneliese Knoop-Graf können Sie hier nachlesen. Anstelle von Frau Dr. Knoop-Graf übernahm Hans Beumer, Schulleiter des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Münster und ebenfalls Mitglied der Weiße Rose Stiftung, die Ehrung der ersten Preisträgerinnen und Preisträger.

Nähere Informationen zum Preis „von hier aus“ finden sich in einem eigens dafür gestalteten Faltblatt. Diesen Flyer können Sie hier herunterladen.

Unter dem Motto "Pulheim putzmunter" nehmen Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Eltern aus dem GSG immer wieder an Aktionen zur Beseitigung rechtextremer Aufkleber und Plakate rund um die Schule, in der Pulheimer Innenstadt sowie in einigen Stadtteilen teil. Sie lassen sich von dem Gedanken leiten, den öffentlichen Raum nicht rechtsextremen und demokratiefeindlichen Gruppen zu überlassen, die mit fremdenfeindlichen und rassistischen Parolen gegen eine Gesellschaft der Vielfalt hetzen.

Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage wird 20 Jahre alt. Aus diesem Grund ließ der SOR-Profilkurs des GSG am Freitag, den 19.6.2015 um 12 Uhr gemeinsam mit allen 5er- und 6er-Klassen bunte Luftballons mit Toleranz-Postkarten aufsteigen. Sehen Sie Fotos dieser tollen Aktion in unserer » Fotogalerie.
» Seite druckenSeite zuletzt geändert am 23.01.16 22:03 Uhr