Am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Pulheim (GSG) werden die Schüler im Pädagogischen Trainingsraum durch ehrenamtliche Mitarbeiter betreut.
Sie sind engagierte Eltern, die die Lehrer als Partner im Erziehungsprozess begreifen und deren Arbeit aktiv unterstützen möchten. Viele wissen aus ihrer eigenen Erfahrung als ehemalige Schüler, dass ungestörter Unterricht nicht immer gewährleistet ist und oft schon eine einzige Person eine ganze Klasse „auf den Kopf stellen“ kann. Weitere wichtige Gründe für die Mitarbeit sind das Interesse an der Lebenswelt des Kindes und die Möglichkeit zur aktiven Teilnahme am Schulleben.
Vorbereitung der Mitarbeiter
Die Betreuer werden gut auf ihre Aufgabe vorbereitet. Die meisten werden schon vor der Aufnahme ihres Kindes in das GSG auf unser Projekt aufmerksam. Am Tage der Einschulung wird ein „Trainingsraum-Handbuch“ ausgeteilt, das umfassend über die Trainingsraum-Methode informiert. Die Eltern sind in der Regel sehr aufgeschlossen und begrüßen es, dass Störungen konsequent angegangen werden.

An einem Informationsabend für neue Mitarbeiter werden die Eltern besonders in ihre Aufgabe eingeführt. Die neuen Betreuer interessieren sich neben den konzeptionellen Inhalten vor allem für folgende praktische Fragen:
- Wie werden die Schüler sein, wenn sie in den Trainingsraum geschickt werden?
- Was sind normale „Routinesituationen“?
- Wie reagiere ich in schwierigen Situationen?
- Komme ich mit den Schülern ins Gespräch?
- Was kann ich erreichen?
- Welche Anforderungen werden an mich gestellt?
Der Trainingsraum-Alltag
Die Schüler sind durchaus dankbar, wenn sie freundlich und unvoreingenommen empfangen werden und reagieren selbst entsprechend freundlich. Gespräche entwickeln sich oft, während der Schüler den Reflektionsplan ausfüllt, manche machen aber ihrem Ärger auch schon in der Tür Luft. Viele kommen aber auch schon sehr einsichtig und brauchen wenig Begleitung. Es kommt vor, dass Schüler aus eigenem Antrieb den Trainingsraum aufsuchen, zum Beispiel aus Solidarität mit dem Nachbarn der beim gemeinsamen Stören erwischt wurde oder zwei Kichererbsen, die nicht aufhören konnten zu lachen. Die Begegnungen und Gespräche sind vielfältig und spannend.
Für den Betreuer sofort sichtbare Erfolge sind häufig, hängen aber von vielen Faktoren ab - unter anderem von der verbleibenden Zeit bis zum Ende der Unterrichtsstunde und von der Anzahl der anwesenden Schüler im Trainingsraum.

Unsere längerfristigen pädagogischen Erfolge werden beispielhaft belegt durch die Statistik des ersten Schulhalbjahres 08/09: von über 1000 Schülern der Stufe 5-10 waren 114 Schüler/innen „Gast“ im PTR. Für 83 Schüler blieb dieser Aufenthalt ein einmaliges Ereignis. Nur elf Schüler waren drei oder mehr Male im PTR.
Den allermeisten Schülern reicht aber zur Wahrnehmung ihres störenden Verhaltens eine Verwarnung („Gelbe Karte“), die bei uns nicht dokumentiert wird.
Anforderungen an die Betreuer
- Aufsicht
- Verschwiegenheit
- Unvoreingenommenheit
- Gesprächsbereitschaft
- Dokumentation der Aufenthalte
- Führung des Tagebuches bei besonderen Vorkommnissen
Fortbildungen und Kontaktpflege zu den ehrenamtlichen Mitarbeitern
Im Oktober jeden Jahres findet eine Fortbildungsveranstaltung für alle Mitarbeiter statt. Darin geht es zum Beispiel um Pubertät, Gesprächsführung oder den Umgang mit Konflikten. Darüber hinaus gibt es ein Treffen mit Informationen rund um den PTR und einem gemütlichen Beisammensein, das den Mitarbeitern die Gelegenheit bietet, ungezwungen Erfahrungen auszutauschen.
Mitarbeiter in Zahlen
- Wir sind zurzeit (Januar 08) 46 aktive ehrenamtliche Mitarbeiter, die 2-6 Male im Halbjahr für gut 2 Stunden Dienst im Pädagogischen Trainingsraum leisten.
- Wir decken die Zeit von 9.00 -13.15 Uhr ab und teilen die Zeit in zwei Schichten auf.
- Im ersten Schulhalbjahr 2007/08 hatten wir 84 Schultage mit 168 Einsätzen oder rund 350 zu besetzenden Stunden.
- Bis auf zwei Stunden konnten wir jede der 350 Stunden besetzen! Das zeigt die hohe Einsatzbereitschaft und Flexibilität unserer Mitarbeiter, denn es gibt immer mal Absagen aus wichtigen Gründen, für die schnell ein Ersatz gefunden werden muss.
- Die meisten Betreuer arbeiten über Jahre bei uns mit und hören erst aus beruflichen Gründen auf oder weil die Schüler ihre Schullaufbahn beendet haben!