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Ein Projekt des Kulturamtes der Stadt Pulheim in Zusammenarbeit mit dem Grundkurs
12/Musik des Abtei-Gymnasiums Brauweiler (Beate Gorgels) und dem Grundkurs 11/Musik
des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Pulheim (Andreas Niessen).
Hier können Sie den Folder zum Projekt herunterladen (PDF, ca. 120 KB).
Kinder- und Jugendmusikfestival der Rheinland AG
Kulturabteilung der Stadt Pulheim
Christina von Stommeln – Eine Begegnung Neuer und Alter Musik
a) Hintergrund
Christina von Stommeln lebte von 1242-1312 im heutigen Pulheimer Ortsteil Stommeln. Um diese Frauengestalt ranken sich eine Reihe religiöser Legenden und Mythen aus dem Kontext der mittelalterlicher Mystik – von Gottes- und Teufelserscheinungen bis hin zur Wunderheilung. Letztlich aber war Christina vor allem eine gesellschaftliche Außenseiterin, die sich allen Normen mittelalterlichen Frauenlebens widersetzte und deren ekstatische – vielleicht hysterische – Zustände bis heute nicht rational erklärbar sind. In der 80ern wurde Christina vor der Frauenbewegung entdeckt, die in ihrem Leben emanzipatorische Momente auszumachen glaubte.
In der städtischen Kulturarbeit ist der Christina-Komplex durch seinen Ortsbezug ein immer wieder auftauchendes Thema, dessen gültige künstlerische Aufbereitung noch aussteht. In der jetzt geplanten musikalischen Auseinandersetzung geht es weniger um eine historisierende Darstellung, als darum, einen authentischen Ort mit musikalischen Mitteln erfahrbar zu machen. Die alte Kirche St. Martin auf dem Stommelner Friedhof, deren älteste Bauteile aus dem 11. Jahrhundert stammen, ist eng mit der Christina-Legende verknüpft, u.a. gibt es neben dem Turm ein Christina-Denkmal. Der sakrale Raum mit seiner dichten Atmosphäre und seiner großen Akustik fordert geradezu dazu auf, ihn musikalisch auszuloten. Das Projekt ist deshalb als Raum-Klang-Komposition angelegt, die Jugendlichen die Möglichkeit gibt, den sicher eher unvertrauten Feldern Alter und Neuer Musik zu begegnen, einer Annäherung beider beizuwohnen, diese zu erforschen und sie sich so zu eigen zu machen.
b) Musikalisches Konzept
Ausgangsmaterial der Komposition ist ein original mittelalterlicher Text, der dem Briefwechsel zwischen Christina von Stommeln und Petrus von Dacien entstammt - „Cuio amo mores“ (Petrus von Dacien). Dieser Gedichttext wird unter die Hypothese gestellt, dass er ein „Lai“, eine bestimmte, aus der Tradition der mittelalterlichen Sequenzen abgeleitete Form des Gesangs über einen dichterischen Text. Die Melodie hierzu wurde meist nicht extra komponiert, sondern aus anderen Stücken entlehnt.
In der neuen Vertonung wird das musikalische Originalmaterial in einen modernen atonalen Kontext gesetzt. In einer Raum-Klang-Komposition begegnen sich zwei Ensembles, treten mit- und gegeneinander an: Ein Alte Musik- Ensemble (Stimme, Flöte, Harfe, Fidel, Trumscheit) nähert sich der Musik der Jetzt-Zeit, ein in der Neuen Musik beheimatetes Ensemble (Geige, percussion, Stimme) der Aura des Mittelalters.
c) Ausführende
„Diphona“: Maria Jonas, Mezzosopran, und Norbert Rodenkirchen, Flöten:
Das Duo „Diphona“ wurde mit dem Ziel gegründet, mittelalterliche Musik in kleiner Besetzung aufzuführen, beide Interpreten sind jedoch auch im Bereich der neuen Musik aktiv. Die Suche nach einer niemals zu erreichenden Authentizität in historischer Musik korrespondiert für Jonas/Rodenkirchen in vieler Hinsicht mit aktuellen Raum-Klang-Experimenten. Maria Jonas gastierte unter anderem mit dem Europäischen Barockensemble, dem Hilliard-Ensemble und Sequentia. Norbert Rodenkirchen spielt regelmäßig mit Sequentia und komponiert im Auftrag von Film, Theater und Hörfunk.
Albrecht Maurer, gotische Fidel, Trumscheit, Geige
Der Geiger und Komponist Albrecht Maurer arbeitet im Bereich Neue Musik und Experimentelles Musiktheater mit Maria de Alvear, Carola Bauckholt und Manos Tsangaris zusammen, im Bereich des Jazz u.a. mit Theo Jörgensmann, Charlie Mariano, Benoit Delbecq und Barre Philips.
Harald Kimmig - Geige
Harald Kimmig hat sich in der improvisierten Musik sowohl als Solist als auch in der Zusammenarbeit mit Cecil Taylor, Peter Kowald, Steve Lacy und anderen einen Namen gemacht.
Olaf Tzschoppe - Percussion
Geraldine Keller - Gesang / Improvisation
d) Zusammenarbeit mit Jugendlichen
Die Musiklehrer Beate Gorgels (Abtei-Gymnasium, Brauweiler) und Andreas Niessen (Geschwister-Scholl-Gymnasium, Pulheim) haben zugesagt, sich mit ihren Musikkursen am Christina-Projekt zu beteiligen.
In dem ihnen möglichen Rahmen werden die Jugendlichen parallel und im Austausch mit den Musikern ihrerseits das historische Material in unterschiedlichen künstlerischen Medien erarbeiten.
In einer ersten Phase Anfang November 2003 werden die beteiligten Musiker die in Frage kommenden Klassen/Gruppen zur Kontaktaufnahme aufsuchen, ihnen den Themenkomplex vorstellen und u.a. mit ihnen die Themen festlegen, die in der Folge erarbeitet werden sollen. (In Frage kommen musikhistorische, historische oder musik-religiöse Themen, die u.a. auch in ein Programmheft Eingang finden werden.) Vor allem soll festgelegt werden, welche Formen kreativer Umsetzung die Gruppen interessiert: angeboten werden eine eigene musikalische Umsetzung in einem Workshop, Öffentlichkeitsarbeit (Gestaltung eines Plakates und eines Programmheftes) und eine filmische oder fotografische Umsetzung.
Im Januar bieten die beteiligten Musiker einen Workshop / Projekttag in der alten Kirche St. Martin für die Schüler an: Ausgehend vom historischen Textmaterial leiten die Profis die Jugendlichen zu einer Improvisation bzw. eigenständigen musikalischen Umsetzung an, die die Prinzipien nachvollzieht, nach denen die Musiker selbst arbeiten. Diese „parallele Komposition“ wird im Unterricht weiter verfolgt und ihr Resultat den Profis am Ende vorgestellt.
Neben der eigenen kreativen Tätigkeit ist der Prozeß der Probenbegleitung von großer Bedeutung – in allen Arbeitsphasen werden Jugendliche anwesend sein, von ihnen kommentierend verfolgt und möglicherweise über die „parallele Produktion“ beeinflußt.
e) Zeitplan
Komposition/kürzere Probephasen im Lauf des Kommenden Jahres
eine gemeinsame Probenwoche der bis dahin weitgehend getrennt arbeitenden Ensembles
Aufführung: 3 Termine Juni 2004.
f) Zielpublikum
Das fertige Produkt wendet sich selbstverständlich an die gesamte Öffentlichkeit. Da jedoch in vielen städtischen Veranstaltungen ein immer steigender Anteil älterer Besucher zu finden ist, soll die Maßnahme gezielt dazu beitragen, mehr Jugendliche für anspruchsvolle Kulturformen zu interessieren, auch – oder gerade, weil sie außerhalb ihres alltäglichen Musik-Horizontes liegen. Die Kulturabteilung Pulheim arbeitet schon seit mehreren Jahren an einem Programm Neuer bzw. Improvisierter Musik und hat in diesem Zusammenhang immer den Kontakt zu den Schulen gesucht. Es hat in der Vergangenheit immer wieder Unterrichtsbesuche von Künstlern gegeben – diese Vermittlungsarbeit soll durch die Zusammenarbeit von Künstlern und Jugendlichern im Christina-Projekt eine neue Basis finden.
12/Musik des Abtei-Gymnasiums Brauweiler (Beate Gorgels) und dem Grundkurs 11/Musik
des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Pulheim (Andreas Niessen).
Hier können Sie den Folder zum Projekt herunterladen (PDF, ca. 120 KB).
Kinder- und Jugendmusikfestival der Rheinland AG
Kulturabteilung der Stadt Pulheim
Christina von Stommeln – Eine Begegnung Neuer und Alter Musik
a) Hintergrund
Christina von Stommeln lebte von 1242-1312 im heutigen Pulheimer Ortsteil Stommeln. Um diese Frauengestalt ranken sich eine Reihe religiöser Legenden und Mythen aus dem Kontext der mittelalterlicher Mystik – von Gottes- und Teufelserscheinungen bis hin zur Wunderheilung. Letztlich aber war Christina vor allem eine gesellschaftliche Außenseiterin, die sich allen Normen mittelalterlichen Frauenlebens widersetzte und deren ekstatische – vielleicht hysterische – Zustände bis heute nicht rational erklärbar sind. In der 80ern wurde Christina vor der Frauenbewegung entdeckt, die in ihrem Leben emanzipatorische Momente auszumachen glaubte.
In der städtischen Kulturarbeit ist der Christina-Komplex durch seinen Ortsbezug ein immer wieder auftauchendes Thema, dessen gültige künstlerische Aufbereitung noch aussteht. In der jetzt geplanten musikalischen Auseinandersetzung geht es weniger um eine historisierende Darstellung, als darum, einen authentischen Ort mit musikalischen Mitteln erfahrbar zu machen. Die alte Kirche St. Martin auf dem Stommelner Friedhof, deren älteste Bauteile aus dem 11. Jahrhundert stammen, ist eng mit der Christina-Legende verknüpft, u.a. gibt es neben dem Turm ein Christina-Denkmal. Der sakrale Raum mit seiner dichten Atmosphäre und seiner großen Akustik fordert geradezu dazu auf, ihn musikalisch auszuloten. Das Projekt ist deshalb als Raum-Klang-Komposition angelegt, die Jugendlichen die Möglichkeit gibt, den sicher eher unvertrauten Feldern Alter und Neuer Musik zu begegnen, einer Annäherung beider beizuwohnen, diese zu erforschen und sie sich so zu eigen zu machen.
b) Musikalisches Konzept
Ausgangsmaterial der Komposition ist ein original mittelalterlicher Text, der dem Briefwechsel zwischen Christina von Stommeln und Petrus von Dacien entstammt - „Cuio amo mores“ (Petrus von Dacien). Dieser Gedichttext wird unter die Hypothese gestellt, dass er ein „Lai“, eine bestimmte, aus der Tradition der mittelalterlichen Sequenzen abgeleitete Form des Gesangs über einen dichterischen Text. Die Melodie hierzu wurde meist nicht extra komponiert, sondern aus anderen Stücken entlehnt.
In der neuen Vertonung wird das musikalische Originalmaterial in einen modernen atonalen Kontext gesetzt. In einer Raum-Klang-Komposition begegnen sich zwei Ensembles, treten mit- und gegeneinander an: Ein Alte Musik- Ensemble (Stimme, Flöte, Harfe, Fidel, Trumscheit) nähert sich der Musik der Jetzt-Zeit, ein in der Neuen Musik beheimatetes Ensemble (Geige, percussion, Stimme) der Aura des Mittelalters.
c) Ausführende
„Diphona“: Maria Jonas, Mezzosopran, und Norbert Rodenkirchen, Flöten:
Das Duo „Diphona“ wurde mit dem Ziel gegründet, mittelalterliche Musik in kleiner Besetzung aufzuführen, beide Interpreten sind jedoch auch im Bereich der neuen Musik aktiv. Die Suche nach einer niemals zu erreichenden Authentizität in historischer Musik korrespondiert für Jonas/Rodenkirchen in vieler Hinsicht mit aktuellen Raum-Klang-Experimenten. Maria Jonas gastierte unter anderem mit dem Europäischen Barockensemble, dem Hilliard-Ensemble und Sequentia. Norbert Rodenkirchen spielt regelmäßig mit Sequentia und komponiert im Auftrag von Film, Theater und Hörfunk.
Albrecht Maurer, gotische Fidel, Trumscheit, Geige
Der Geiger und Komponist Albrecht Maurer arbeitet im Bereich Neue Musik und Experimentelles Musiktheater mit Maria de Alvear, Carola Bauckholt und Manos Tsangaris zusammen, im Bereich des Jazz u.a. mit Theo Jörgensmann, Charlie Mariano, Benoit Delbecq und Barre Philips.
Harald Kimmig - Geige
Harald Kimmig hat sich in der improvisierten Musik sowohl als Solist als auch in der Zusammenarbeit mit Cecil Taylor, Peter Kowald, Steve Lacy und anderen einen Namen gemacht.
Olaf Tzschoppe - Percussion
Geraldine Keller - Gesang / Improvisation
d) Zusammenarbeit mit Jugendlichen
Die Musiklehrer Beate Gorgels (Abtei-Gymnasium, Brauweiler) und Andreas Niessen (Geschwister-Scholl-Gymnasium, Pulheim) haben zugesagt, sich mit ihren Musikkursen am Christina-Projekt zu beteiligen.
In dem ihnen möglichen Rahmen werden die Jugendlichen parallel und im Austausch mit den Musikern ihrerseits das historische Material in unterschiedlichen künstlerischen Medien erarbeiten.
In einer ersten Phase Anfang November 2003 werden die beteiligten Musiker die in Frage kommenden Klassen/Gruppen zur Kontaktaufnahme aufsuchen, ihnen den Themenkomplex vorstellen und u.a. mit ihnen die Themen festlegen, die in der Folge erarbeitet werden sollen. (In Frage kommen musikhistorische, historische oder musik-religiöse Themen, die u.a. auch in ein Programmheft Eingang finden werden.) Vor allem soll festgelegt werden, welche Formen kreativer Umsetzung die Gruppen interessiert: angeboten werden eine eigene musikalische Umsetzung in einem Workshop, Öffentlichkeitsarbeit (Gestaltung eines Plakates und eines Programmheftes) und eine filmische oder fotografische Umsetzung.
Im Januar bieten die beteiligten Musiker einen Workshop / Projekttag in der alten Kirche St. Martin für die Schüler an: Ausgehend vom historischen Textmaterial leiten die Profis die Jugendlichen zu einer Improvisation bzw. eigenständigen musikalischen Umsetzung an, die die Prinzipien nachvollzieht, nach denen die Musiker selbst arbeiten. Diese „parallele Komposition“ wird im Unterricht weiter verfolgt und ihr Resultat den Profis am Ende vorgestellt.
Neben der eigenen kreativen Tätigkeit ist der Prozeß der Probenbegleitung von großer Bedeutung – in allen Arbeitsphasen werden Jugendliche anwesend sein, von ihnen kommentierend verfolgt und möglicherweise über die „parallele Produktion“ beeinflußt.
e) Zeitplan
Komposition/kürzere Probephasen im Lauf des Kommenden Jahres
eine gemeinsame Probenwoche der bis dahin weitgehend getrennt arbeitenden Ensembles
Aufführung: 3 Termine Juni 2004.
f) Zielpublikum
Das fertige Produkt wendet sich selbstverständlich an die gesamte Öffentlichkeit. Da jedoch in vielen städtischen Veranstaltungen ein immer steigender Anteil älterer Besucher zu finden ist, soll die Maßnahme gezielt dazu beitragen, mehr Jugendliche für anspruchsvolle Kulturformen zu interessieren, auch – oder gerade, weil sie außerhalb ihres alltäglichen Musik-Horizontes liegen. Die Kulturabteilung Pulheim arbeitet schon seit mehreren Jahren an einem Programm Neuer bzw. Improvisierter Musik und hat in diesem Zusammenhang immer den Kontakt zu den Schulen gesucht. Es hat in der Vergangenheit immer wieder Unterrichtsbesuche von Künstlern gegeben – diese Vermittlungsarbeit soll durch die Zusammenarbeit von Künstlern und Jugendlichern im Christina-Projekt eine neue Basis finden.
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